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Demek
Konzept [Bearbeiten]
Schulprogramm [Bearbeiten]
Die James-Krüss-Grundschule hat sich insbesondere der Förderung der deutschen Sprache im Kontext gelebter Mehrsprachigkeit verschrieben und unterrichtet Deutsch als Zweit-/Zielsprache nach dem DemeK-Konzept. Dieses wurde von der Bezirksregierung Köln entwickelt.
Die Schule liegt in einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf. Die Schülerschaft ist vielfach mit materieller Armut, Bildungsferne und sozialer Ausgrenzung belastet. Eine frühe Förderung der Fähigkeiten der Kinder unterbleibt oft, so dass viele Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder auch Entwicklungsstörungen in die Schule kommen. Überdurchschnittlich viele Kinder verbleiben daher drei Jahre in der Schuleingangsphase. Hinzu kommt der extrem hohe Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, schulbezogen sind es 97%. Diese multilinguale Ausgangslage, in der fast durchgängig Deutsch als Zweitsprache gesprochen wird, muss zwingend didaktische und methodische Konsequenzen nach sich ziehen.Auch in der Familie Deutsch sprechende Kinder zeigen ähnlich wie die Zweitsprachlerner der Schule teilweise grammatische Unsicherheiten vor allem in den korrekten Wortendungen und einen im Vergleich zur muttersprachlichen Altersgruppe geringer variierten Wortschatz. Die Kinder sind in der Regel erst im Alter von 3 oder 4 Jahren im Kindergarten mit Deutsch enger in Berührung gekommen und befinden sich noch ganz in der Spracherwerbsphase der Zweitsprache Deutsch. Deutsch wird dadurch fast durchgängig als Zweitsprache unterrichtet.
Damit tritt auch die Sprachvermittlung selbst, also das „Einüben solcher sprachlichen Mittel, die spontan noch nicht erworben worden sind“ , in den Mittelpunkt des Unterrichts. Der Lehrplan nimmt seit 2008 das Lernen von Deutsch als Zweitsprache genauer in den Blick und fordert u.a., dass „die Lehrerinnen und Lehrer (…) am Wortschatz und Wortverständnis der Kinder arbeiten“, dass sie „Muster und Konstruktionen in Verwendungszusammenhängen herausarbeiten und einüben“ sowie „Muster und Konstruktionen verdeutlichen, z.B. durch Auflösen und neues Zusammensetzen“ .
Ziel ist, die internalisierte, implizite Grammatik der Kinder durch Einüben neuer, korrekter Sprach-muster in sinnvollen Zusammenhängen zu verbessern. Dabei sollte das Bewusstmachen von sprachlichen (grammatischen) Strukturen nicht vernachlässigt, jedoch im eigentlichen Lernprozess nicht im Vordergrund stehen. Es müssen dafür immersive Sprachlernbedingungen geschaffen werden, die im Gegensatz zur Submersion (unstrukturiertes „Sprachbad“ ohne Hilfen) zielgerichtete Unterstützungsmaßnahmen zum Erwerb von korrekten Sprachmustern anbieten. Gleichzeitig lernen Muttersprachler einen „bewussteren Umgang mit bereits internalisierten sprachlichen Regeln“ . Auch dieser reflexive Prozess muss durch die gewählten Methoden angeregt werden, will man alle Kinder einer mehrsprachigen Klasse erreichen.Eine Orientierung an der gesprochenen Sprache und nur deren Förderung wie in der Didaktik der 70er Jahre reicht nicht, denn die Kinder verfügen bereits über gute einfache kommunikative Fähigkeiten. Jim Cummins spricht von Basic Intercommunicative Skills, die oft situationsgebunden, dialogisch, wenig geplant, prozesshaft, redundant und parataktisch mit einfachem Wortschatz geschehen. Ziel muss das Beherrschen der Bildungssprache sein, was Cummins als Cognitive Academic Language Proficiency bezeichnet. Diese ist oftmals schriftlich und von Substantivierungen, Fachbegriffen, komplizierten Satzkonstruktionen und Bezugswörtern und Konjunktionen geprägt. Außerdem kommen gehäuft grammatische Formen wie Passiv, Genitiv, Imperfekt, Konditional vor, die mündlich kaum verwendet werden.
Wenn bereits basale grammatische Kenntnisse implizit nicht ausgeprägt wurden, scheitern die Kinder an solchermaßen gestalteten und zu gestaltenden Texten, die im Unterricht der Sekundarstufe üblich sind. Ziel des Deutschunterrichts in der Grundschule muss deshalb der aktive Erwerb von gesicherten Grundstrukturen sein.
Ein inhaltsleeres Pattern-drill-Verfahren eignet sich dafür nicht, denn Menschen lernen am nachhaltigsten, wenn sie emotional beteiligt, d.h. vom Inhalt berührt sind. Am besten gelingt dies nach Belke durch die sogenannte „Generative Textproduktion“, in der Sprachspiele und kleine poetische Texte wie z.B. Gedichte und Lieder von den Kindern durch Austausch der Akteure oder anderer Bestandteile umgeformt und mit eigenen Inhalten gefüllt selbstständig grammatisch korrekt gefasst werden können. Die Texte werden dabei nicht in eine andere grammatische Form gebracht (transformiert), sondern nur einzelne Bestandteile werden ersetzt (substituiert), so dass die Gesamtstruktur erhalten bleibt. Dabei ist der kreative Umgang mit Sprache zum einen aus motivationalen Gründen geboten (Kinder lieben Sprachspiele, Verse, Lieder, Reime), aber auch aus sprach-didaktischen Gründen (sprachlichen Ausdruck für eigene Gedanken und Gefühle ermöglichen) und aus literatur-didaktischen Gründen (aktives Erkunden und handlungsorientiertes Umgehen mit Texten).
Zur Begründung referiert Belke die Gelingensbedingungen für das Erlernen von Strukturen und Merkmalen verschiedener Textsorten nach Schneuwly:
- „Eine präzise sprachliche Aufgabe wird bestimmt (…)“
- „Es werden systematisch Lernsituationen geschaffen, die es dem Schüler ermöglichen, sich die sprachlichen Mittel anzueignen (…)“
- „Texte werden bereitgestellt, mit deren Hilfe die Schüler ihre Schreibfähigkeit in einer be-stimmten Textsorte weiterentwickeln können.“
- „Im Zuge des Unterrichts werden (…) die Kriterien bestimmt, eine Lösung als gelungen zu bestimmen.“ Damit „wird eine wichtige Dimension des Schreibens, nämlich die Textrevision (…) erlernt.“
Belke überträgt diese Forderungen auch auf die eigentlichen Schreibfähigkeiten im sprachlich-grammatischen Sinne.Poetische Texte und Sprachspiele eignen sich in besonderer Weise zur Vermittlung anspruchsvollerer Sprachmuster zur Anbahnung eines bildungssprachlichen Niveaus, weil sie häufig besondere sprachliche Wendungen und komplexere Satzstrukturen anbieten, daneben aber auch ästhetische Merkmale aufweisen, im vorliegenden Text z.B. die retardierenden Wiederholungen, die die Aufmerksamkeit für sprachliche Mittel schärfen. Durch Rhythmus und Bildlichkeit „prägen sich die (…) sprachlichen Strukturen in nachhaltigerer Weise ein“ , was die Verfügbarkeit für die Produktion eigener Texte erhöht. Zudem eignen sich poetische Texte aus motivationalen Gründen, weil sie oftmals reizvolle fiktionale Inhalte enthalten - im vorliegenden Text die Möglichkeit unverhofft etwas von persönlichem Wert zu finden -, die den Rezipienten emotional beteiligen. Die Motivation für das Erlernen der deutschen Sprache wird zudem durch die Ästhetik der Texte gefördert.„Die Freiheit einer solchen schöpferischen Rezeption beruht auf der konstitutiven Mehrdeutigkeit jeglicher Dichtung.“
Thematisch sollte der Inhalt des Textes so gewählt sein, dass er für die Kinder nachvollziehbar ist. „Der Unterricht greift Alltagserfahrungen der Kinder auf, vertieft und erweitert sie.“ Texte müssen einfach (verständlich), dürfen aber nicht trivial sein, sonst langweilen sie die Kinder. Hierauf weist auch Lotte Weinrich hin.
Der Text sollte zudem in unterschiedlichen sprachlichen Niveaus veränderbar sein, um den verschiedenen Lernständen der Kinder gerecht zu werden.
Das schulinterne Curriculum sollte sich bei den Grammatischen Schwerpunkten der auszuwählenden Texte „auf solche Regelkomplexe konzentrieren, die allen Kindern Schwierigkeiten machen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist“. „Morphologische Strukturen, die für die unmittelbare Verständigung nicht erforderlich sind, wie z.B. die Nominalflexion, beherrschen sie [die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache] meist noch nicht.“
Die meisten Verben im Deutschen verlangen ein Akkusativ-Objekt, sind also transitiv. Es ist deshalb angemessen diesen Kasus schon frühzeitig gezielt einzuüben. Dabei ist der Akkusativ bei unbestimmtem Artikel eine bereits anspruchsvolle Konstruktion, weil neben dem Artikel selbst auch das eingefügte Adjektiv je nach Genus völlig unterschiedlich dekliniert wird (beim bestimmten Artikel sind die Adjektivendungen zumindest im Femininum und Neutrum gleich).
Im schulinternen Curriculum sollte eine gesteuerte sprachliche Progression angebahnt werden. (vgl. die Übersicht über die grammatischen Schwerpunkte der Gedichtauswahl der Schule)
Text: Christiane Hartmann 2016
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